Projektziele

Ein Referenzgebiet für Biodiversitätsforschung und Landschaftspflege

Im Rahmen unserer Arbeit schlagen wir eine Brücke zwischen ökologischer Feldforschung und angewandter Naturschutzpraxis. Der Verlust von Arten und Lebensräumen weltweit (Living Planet Report) und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Schutz wertvoller Naturlebensräume wie z. B. in Natura 2000 Gebieten (Protected Planet Report) sind allgemein bekannt, natürliche Lebensräume müssen dringend erhalten und im Hinblick auf Naturvielfalt entwickelt werden.

Insbesondere auf ehemaligen Truppenübungsplätzen konnten sich große, unzerschnittene Landschaften halten, die weder von Siedlungen noch von landwirtschaftlichen Tätigkeiten beeinflusst sind. Nach dem Abzug der russischen Streitkräfte 1993 setzten sich in der Kyritz-Ruppiner Heide Bürgerbewegungen für die friedliche Nutzung des Geländes ein, sodass im Jahr 2009 auf eine weitere militärische Nutzung durch die Bundeswehr verzichtet wurde. Zwei Jahre später wurden 4.000 ha im südlichen Teil des Gebiets der Heinz Sielmann Stiftung als Nationales Naturerbe zur Naturschutznutzung im Nießbrauch übergeben. Insgesamt erstreckt sich die Kyritz-Ruppiner Heide über eine Fläche von 120 km², sie ist damit eine der größten europäischen Heidelandschaften. Mit großen Flächen, in denen der Lebensraumtyp der trockenen europäischen Heide vertrete ist, wurde ein Großteil als Natura 2000 Gebiet unter Schutz gestellt und nun unter speziellen Naturschutzaspekten gepflegt.

Ein Konsortium aus Naturschützern, Flächeneigentümern, Forschern und der Privatwirtschaft hat es sich zum Ziel gemacht, diese Herausforderung anzunehmen. Zum einen wird die Kyritz-Ruppiner Heide den Bürgern zugänglich gemacht. Natur soll in ihrer Vielfalt erlebbar sein, um ein Verständnis für den Erhalt von Biodiversität zu schaffen.

Zum anderen wollen wir mehr darüber lernen wie Artenvielfalt entsteht, und das gewonnene Wissen nutzen, um die Heidelandschaft effizienter zu pflegen. Zu diesem Zweck nehmen wir die Flächen regelmäßig mit verschiedenen Fernerkundungssensoren aus Satelliten, Flugzeugen und Drohnen heraus auf. Wir wollen verstehen wie sich Pflanzen- und Tierarten räumlich organisieren und aus diesem Wissen Informationen ableiten, damit das Monitoring von Managementmaßnahmen vereinfacht und verbessert werden kann.

Sentinel-2 Satellitenbildzeitreihe April-September 2017

In der Regel werden Heideflächen durch Mahd, Brand oder Beweidung gepflegt, ein dauerhafter Erhalt der Flächen ist allerdings in allen drei Fällen nicht möglich. Externe Stickstoffeinträge und Klimaveränderungen machen es neuen Heidepflanzen schwer, sich anzusiedeln und gegenüber anderen Arten durchzusetzen. Daher arbeiten wir an einer Betrachtung der verschiedenen Pflegemethoden hinsichtlich ihres Erfolgs zur Heidepflege und den finanziellen Aspekten. Unser Projekt arbeitet Hand in Hand mit Naturschutzbehörden und lokalen Umweltgruppen, um das generierte Wissen und die entwickelten Technologien auf andere ehemalige Truppenübungsplätze und ähnliche Flächen zu übertragen.

Im Folgenden wird die Struktur des Projektes dargestellt, die unterschiedliche Expertisen und Akteure in mehreren Arbeitsbereichen verbindet.

Die sich daraus ergebenden Aufgaben sind in zehn Arbeitspakete unterteilt. Jedes Arbeitspaket wird dabei unter Berücksichtigung der Netzwerkstrukturen zusammen mit den betroffenen Akteuren realisiert. Innerhalb von sieben Jahren (Beginn Februar 2017) werden folgende Bereiche erarbeitet:

AP-1: Bildgebende Spektroskopie zur räumlichen Abbildung der Verteilung von Pflanzenarten und zur Bewertung des Erhaltungszustandes von in der Heide vorkommenden Natura 2000 Habitaten.
AP-2: Habitat-Modellierung von Tierarten, speziell Insekten, aber auch von Vögeln und Eidechsen, die an bestimmte Pflanzeneigenschaften und Lebensraumtypen angepasst sind.
AP-3: Räumliche Differenzierung von Wäldern und Baumarten, und Charakterisierung von Strukturreichtum und Unterwuchs.
AP-4: Entwicklung eines satellitenbasierten Monitoringsystems für die Kartierung und räumliche Vorhersage anhand von Biodiversitätsindikatoren.
AP-5: Entwicklung einer autonomen Schoppermaschine.
AP-6: Erforschung der fernerkundungsbasierten Detektion von militärischen Altlasten und Metallrückständen im Boden.
AP-7:  Raumzeitliche Analyse ökologischer Modelle.

AP-8: Monitoring von Effekten der Landschaftspflege, Optimierung und Anpassung von Managementstrategien als Empfehlung und Bewertung für die Naturschutzpraxis.
AP-9: Wirtschaftlichkeitsanalyse zum Einsatz von Fernerkundung, der Schoppermaschine und anderer Pflegetechniken.
AP-10: Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere Kommunikation von Forschungsergebnissen an Fachpublikum und Bürger vor Ort, Tourismusförderung über Schautafeln und Infoveranstaltungen.