Methoden

Überlässt man die Heide sich selbst, wird sie sich im Laufe von dreißig Jahren in einen Wald verwandeln. Zur Wiederherstellung des Lebensraumes sind dann konventionelle Forstmethoden, also die Holzernte mit einem Harvester oder Motorsägen, von Nöten. Durch das reine Absägen der Bäume kommt es aber insbesondere bei Birke, Espe, Robinie oder Traubenkirsche zu massiven Stockausschlägen, d. h. aus dem Wurzelstock wächst eine Vielzahl von Schösslingen, die schon nach zwei bis drei Jahren ein Dickicht aus Jungbäumen bildet. Daher muss möglichst alles Wurzelmaterial aus dem Boden entfernt und die Baumstümpfe gerodet werden. Bei noch jungen Bbäumen empfiehlt sich die Methode des Herausziehens des kompletten Baumes mit Stumpf und Stiel.

Diese feurige Methode bietet eine naturnahe Pflege, da Heiden Folgebiotope natürlicher Brände sind. Das Feuer vernichtet hierbei die oberirdische Biomasse der Zwergsträucher und der Moosschicht und sorgt daneben auch zum Absterben aufgekommener Bäume. Außerdem regt es Heidesamen zur Keimung an, sodass neben den über ihr Wurzelsystem überlebenden alten Büschen auch neue Pflanzen eine Chance haben. Ein Teil der Nährstoffe wird durch den Brand aus der Heide entfernt, der Großteil bleibt jedoch als Asche vor Ort und weiterhin verfügbar.
Dennoch sind die Brandmaßnahmen in der Durchführung aufwendig, im Vorfeld müssen große Vorkehrungen zur Schaffung von Brandschutzstreifen und eine Einschätzung der Munitionsbelastung getroffen werden. Mehrere schulte Forstmitarbeiter halten das Feuer unter Kontrolle und für den Notfall Löschmaterial vor.Um diese Methode in Einklang mit zivilrechtlichen Bestimmungen des Brandschutzes sowie des Naturschutzes zu bringen, müssen strikte Bedingungen erfüllt sein. Insbesondere die Jahreszeit und die Wetterlage sind dabei ausschlaggebend, daher wird die Brandpflege im Spätwinter während einer längeren trockenen und kalten Phase durchgeführt. Auch die Windbedingungen müssen ideal sein, damit das „kalte Brennen“ mit möglichst hohem Pflege-Effekt bei gleichzeitig geringem Risiko für ein Ausbrechen des Feuers stattfinden kann. Durch den großen Aufwand und das, durch die Klimaveränderungen immer kleiner werdende, Zeitfenster ist diese Maßnahme leider nur beschränkt umsetzbar.

Durch eine Mahd der Flächen können überalterte Bestände verjüngt und revitalisiert werden. Dabei wird ein großer Teil der oberirdischen Biomasse entfernt, sodass die Pflanze aus dem verbliebenen Wurzelstock heraus neue Zweige bildet. Die Population an sich verändert sich dadurch nicht, die alten Individuen schlagen nur neu aus. Die Verjüngung geschieht rein vegetativ – Keimlinge aus Samen haben wegen der verbleibenden Bodenbedeckung und des Mooses auch nach Mahd wenig Chancen den Bestand generativ zu verjüngen. Das Mahdgut findet Verwendung in der traditionellen Dachdeckerei, wo die Heide für Dachfirsten von Reetdächern eingesetzt wird.
Ähnliches geschieht auch beim Mulchen. Die oberirdischen Pflanzenteile werden durch viele, schnell rotierende Schlegel in hoher Geschwindigkeit abgeschlagen und zerkleinert, woraufhin eine nachgeschaltete Komponente das Material aufsammelt. In der Nährstoffbilanz kommt Mulchen dem Mähen gleich, benötigt aber höhere Energie. Ein weiterer negativer Effekt ist, dass Kleintiere keine Chance haben aus dem abgetrennten Heidematerial zu flüchten.

Um Heidelandschaften zu erhalten werden oft auch Tiere als Landschaftspfleger eingesetzt. Aufkommende Baumkeimlinge werden von Schafen oder Ziegen im frühen Stadium verbissen und können sich so erst gar nicht etablieren. Auch das Heidekraut wird angefressen und somit zu Neuaustrieben angeregt. Gleichzeitig sorgt der Viehtritt stellenweise für offenen Boden und somit für mögliche Keimungsplätze junger Heidepflanzen. Nährstoffe werden im Ökosystem aber kaum reduziert, da die Hinterlassenschaften der Tiere in der Regel in der Fläche verbleiben.

Eine technisch anspruchsvolle Pflegemethode ist das die Entfernung der oberen Humusschicht, das sogenannte Schoppern. Wird bis auf den Mineralboden alles an der Oberfläche entfernt spricht man vom Plaggen. Dabei werden die Nährstoffvorräte des Bodens stark reduziert und ermöglichen wieder wertvolle, frühe Sukzessionsphasen der Heide, in der ganz spezielle Arten die kargen, offenen Bedingungen für sich nutzen können, bevor die Vegetation wieder dichter wird.

Bilder & Text by Dr. Carsten Neumann & Anne Schindhelm, Bilder von Volker Gehrmann, Sebastian Hennigs