Einsatz für den Naturschutz
Die Detektion von Altlasten vor Pflegemaßnahmen
1,5 Millionen – Diese hohe Anzahl an Kampfmitteln wird heute noch im Boden des stillgelegten militärischen Übungsplatzes Wittstock vermutet. Sowjetische Truppen und die deutsche Bundeswehr nutzten das Gelände für alle Arten von Übungen, vom Schießen über Panzerangriffe bis hin zu Fliegerbomben, die dem ehemaligen Bombodrom schließlich seinen Namen gaben.
Sensys und Bundesforst bei der Asuwahl von Munition für einen Aufkärungsflug/ © Goepfert, Heinz Sielmann Stiftung
Heute stehen die 12.000 ha der Kyritz-Ruppiner Heide zwar unter Naturschutz, doch die Offenlandbiotope brauchen eine intensive Pflege, damit die wichtigen Lebensräume für Spezialisten nicht verloren gehen. Der Einsatz von Maschinen oder Personal auf den Flächen gestaltet sich aber schwierig: Die Datenlage über die genauen Militärübungen ist lückenhaft und so weiß die BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), die verantwortlich für die Betreuung und Pflege ist, nie so ganz was sie erwartet, wenn kontrolliertes Abbrennen, Mähen oder das Entfernen von Bäumen zur Offenhaltung geplant ist. Aktuell wird ein breiter Wundstreifen beräumt, der Waldbrände im Fall des Falles daran hindern soll, auf die äußeren und somit siedlungsnahen Bestände überzugreifen. Der Aufwand für die erst visuelle, dann händische, sondengestützte Suche und die anschließende Bergung ist riesig. Daher sind auch hier innovative Lösungen gefragt.
Auch für den Naturschutz ist die Problematik relevant, da der Erhalt der Heideflächen unter Natura 2000 auf regelmäßige Managementmaßnahmen angewiesen ist. Daher wurden im NaTec-Projekt die Potenziale drohnengestützter Altlastendetektion getestet. Im Rahmen einer Kooperation mit Sensys, einem Unternehmen, dass sich mit der Entwicklung und dem Vertrieb solcher Lösungen weltweit beschäftigt, wurde im Juni ein Test vor Ort durchgeführt. Mit einem Magnetometer-Vermessungskit an einer Drohne wurde eine Fläche von etwa 2.500 m2 beflogen, die zwar beräumt war, auf der aber zuvor gemeinsam mit dem Feuerwerker der BImA unterschiedliche, eisenhaltige Objekte ausgelegt wurden. Die Sensoren befinden sich im Abstand von je 50 cm an einer Stange unter der Drohne, wodurch eine hochauflösende Kartierung der Gegenstände im Boden ermöglicht wird. Diese werden dann als magnetisches Moment auf einer Karte sichtbar und es werden Informationen über die Lage und die Ausbreitung, nicht aber über die genaue Form oder das Material der Objekte geliefert.
Drohne mit Magnetometer – MagDrone zur Verfügung gestellt von Sensys / © Goepfert, Heinz Sielmann Stiftung
Je niedriger die Drohne fliegt, desto mehr Gegenstände können erkannt werden, limitiert wird dabei durch den Aufwuchs am Boden, der für die Drohne ein Hindernis darstellt. Bei zwei Testflügen in unterschiedlichen Höhen konnten viele Objekte erkannt werden, Schwierigkeiten gab es nur bei Gegenständen mit geringer Größe oder Eisengehalt. Ein weiterer Test fand auf dem geplanten Wundstreifen statt, der bereits gemäht, aber noch nicht beräumt wurde. Im Nachgang wird sich zeigen, wie genau und effektiv die so gewonnenen Karten sind und inwieweit die drohnengestützte Sondierung die Arbeit auf munitionsbelasteten Naturschutzflächen erleichtern kann. Zumindest große und besonders gefährliche Objekte könnten dabei erfasst werden, um ein gewisses Maß an Arbeitseinsätzen, wie bspw. das Mähen mit gepanzerten Fahrzeugen, bereits früher und kostengünstiger zu ermöglichen als bisher.Außerdem werden die Karten der letzten Fläche genutzt, um etwaige Vegetationsunterschiede bei den Objekten im Boden zu entdecken. Könnte man mit Softwareprogrammen bestimmte Merkmale feststellen, die charakteristisch sind für Stellen, an denen sich über und unter der Oberfläche Altlasten befinden, könnte bereits eine Befliegung mit RGB- oder hyperspektralen Kameras Indizien für eine Munitionsbelastung liefern. Ob dies möglich ist, wird in den nächsten Monaten untersucht.
images & text by E. Göpfert (Heinz Sielmann Stiftung)