Der Lebensraum Heide
Die trockene europäische Heide ist ein geschützter Lebensraumtyp (LRT 4030) gemäß der FFH-Richtlinie der Europäischen Union. Typisch sind baumarme oder -freie, niedrigwüchsige Vegetationsbestände, dominiert von Besenheide (Calluna vulgaris) in verschiedenen Stadien (Pionier-, Aufbau-, Reife- und Degenerations-Phase). Meist sind die Bestände mosaikartig von Sandtrockenrasen und offenen Sandflächen durchzogen, die reich an Moosen und Flechten sein können.
Weitere typische Pflanzenarten in Heiden sind Zwergsträucher (Genista spec.), Frühjahrsblüher, verschiedene Gräser und vereinzelt Bäume wie Kiefern (Pinus sylvestris), Sand-Birken (Betula pendula) und Eichen (Quercus robur x petraea). Daneben gibt es viele charakteristische Vogelarten, darunter den Wiedehopf (Upupa epops), die Heidelerche (Lullula arborea), den Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), und Reptilien wie die Kreuzotter (Vipera berus) und die Zauneidechse (Lacerta agilis). Auch zahlreiche wirbellose Tiere fühlen sich hier wohl: die Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes), die Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus), die Heideschrecke (Gampsocleis glabra), die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), der Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus), der Heideblattkäfer (Lochmaea suturalis), sowie zahlreiche weitere. Viele dieser Arten sind auf die Besenheide als Lebensraum oder Nahrungspflanze spezialisiert und stark von ihr abhängig.
Heidegesellschaften besiedeln nährstoffarme, saure Böden und benötigen direktes Sonnenlicht sowie offenen Sandstellen, damit sich die kleinen, langsam wachsenden Keimlinge etablieren können. Nährstoffeinträge und Sukzession, d. h. eine Ausbreitung von Gehölzen, sorgen für einen Rückgang der lebensraumtypischen Arten. Dabei sorgen auch Heidebestände selbst mit der Zeit und ohne passende Pflege für irreversible Bodenveränderungen, indem sie den Biomasseanteil der Fläche steigern, und führen somit zu einer Veränderung von Vegetation und Artenzusammensetzung. Eine Pflege der Landschaft ist darum von essenzieller Bedeutung für den Erhalt und eine hohe Strukturvielfalt innerhalb der Heide.
Text by Julian Wendler & Dr. Matthias Wichmann, Bilder von Dr. Hannes Petrischak